So, Tag 4 neigt sich dem Ende zu. Nur noch Abendessen, ins Bett bringen und ich freue mich schon immer auf den Schlaf der Gerechten.
Vielleicht ein paar Sätze zu mir:mein Name ist Maria, ich bin 38 Jahre alt, habe einen sechsjährigen Sohn und bin seit der Geburt allein Erziehend.
Zuvor hatte ich Geschichte und Romanistik in Berlin studiert und mit dem Kleinen eine Umschulung zur Physiotherapeutin geschafft. In diesem Beruf arbeite ich an der Psychiatrie als Bewegungstherapeutin. An sich mein Traum-Job, wenn es mir gut geht.
Wie beinahe alle die an der Psychiatrie arbeiten habe ich jedoch auch einen ordentlichen Knacks, den ich zeitlebens zu spüren bekommen habe.
Ich bin als 7. Kind in einer Großfamilie aufgewachsen. Mein Vater verstarb als ich 10 Jahr. Allein vom Phlegma waren wir uns sehr ähnlich: melancholisch und cholerisch im Wechsel.
Ich habe diesen Cocktail in meiner Studienzeit gut ins Leben umgesetzt. Nach einer Affäre mit einem Mann, der mich sehr an meinen Vater erinnerte, ist der Cocktail jedoch explosiv geworden. Ich habe seit dem keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen. Hatte starke Essstörungen, Arbeitswut.... zwischendurch wieder vernünftige Phasen, aber die Lebenslust war dahin. Das ist zehn Jahre her. Ich war zwischendurch selbst in stationärer Behandlung. Habe meinen beruflichen Werdegang dort erarbeitet.... eben etwas handfestes wie Physiotherapie anstatt so etwas abstraktes wie Geisteswissenschaften. Mit Kind ist es letztlich eine gute Entscheidung. Aber oft stoße ich dort auch an meine Grenzen, da mein Geist häufig unterfordert ist oder ich mich nicht genug engagiere.
Jedenfalls bin ich nun wieder an einem Punkt in eine Klinik zu müssen, da ich eine ähnliche Situation wie vor zehn Jahren erlebt habe.
Während der Umschulung habe ich keinen Gedanken an Männer verschwendet. Nach dem Examen dann ein erstes KennenLernen mit einem Halodri. Danach ein sensibler Ewig-Student.... also alles pragmatisch schwierig.
Nun war ich diesen SOmmer über die Tatsache nicht mehr so traurig, dass es schwierig ist mit über 35 einen Mann kennen zu lernen, der mich und das Kind annimmt.
Da lerne ich den Prinzen kennen, so dachte ich: Sportlehrer an der Waldorfschule. Sehr klar und strukturiert und Halt gebend. Ich war dies zu dem Zeitpunkt nicht. HAtte weiterhin starke Esstörungen, um Arbeit und Kind unter einen Hut zu bekommen. Sehr komplex. Jedenfalls war ich überhaupt nicht in meiner Mitte, weswegen es mich gewundert hat warum mich dieser Mann überhaupt ansprechend fand. Dann habe ich meinen verdrängten Bedürfnissen freien Lauf gelassen.
Jaja, nuss nicht scheitern.... aber für mich habe ich erkannt..... egal wie groß die Bedürfnisse sind: WARTEN!
War alles schön, bis er irgendwann nur noch auf der sexuellen Ebene in Kontakt gekommen ist. Ich habe gemerkt richtig starke Angst zu bekommen. Verlustangst. Die ich sehr stark habe, seitdem mich der Vater meines Sohnes verlassen hatte, als bekannt war, dass ich schwanger bin.
Ich habe es mit dem Mann sehr genossen aber verspürte die Notwendigkeit etwas das Tempo heraus zu nehmen. Daraufhin machte er sofort und unabwendbar Schluß.
WEil er sich so geöffnet habe, und das Gefühl am Anfang auch nicht 100 ig gewesen sei.
Ich bin seitdem am Boden zerstört.... und diese erneute Ablehnung eines Mannes, zu dem ich aufblicken kann ( er hat selbst zwei Kinder mit seiner EX-Frau) hat mich lahm gelegt.
Oh je, ich bin wieder mal viel zu offen. Gehört garnicht hier her.... aber ich muss mir so viel von der Seele schreiben, wenn der Griff zur Zigarette verwehrt bleibt.
Letzlich bin ich psychisch ganz unten angelangt. Und das wird mir erst jetzt bewußt, nachdem ich sechs Jahre lang meinen Sohn alleine groß gezogen habe, ohne Zuspruch, ohne Hand im Rücken, ohne Berührung, geteilte Verantwortung...... aber dafür mit maximaler Kontrolle, Überforderung und absoluter Wesensveränderung.
Und dann öffnet mir Jemand die Tür zu einer anderen Seinsform, nicht nur körperlich, sondern menschlich, mit Versprechungen, nicht mehr alleine bleiben zu müssen und lässt mich wieder fallen. Es muss einen Grund dafür geben. Dass ich tief in mir viel zu lange einsam bin und ich nicht hinausgeführt werde, außer ich mache mich selbst auf den Weg.
Das mit den Zigaretten aufhören ist nur ein Bruchteil des Weges, der vor mir liegt. Und ich denke, dass wird Jeder durchlebt haben, der mit dem Rauchen Schluss gemacht hat, dass lange verdrängte Themen an die Oberfläche kommen mit denen man sich auseinandersetzten muss.
Ich mache das hier so viel und oft es geht. Wer lesen mag, sei eingeladen. Wer irritiert ist, liest wieder weg. Eigentlich ein Segen, dass es so etwas gibt.
Zusammen, aber nicht so angreifbar wie in der Realität. Das tut gut.
So wie gesagt, Tag 4 muss noch Zu Ende geführt werden.
Euch allen einen schönen Abend.