Stollentroll
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Um erfolgreich eine Sucht bekämpfen zu können muss man sie zuerst verstehen.
Beginnen wir mit der Entstehung der Sucht.
Der nicht an Nikotin gewöhnte Körper wird das erste mal mit der Droge konfrontiert.
Im Gehirn werden bestimmte Rezeptoren von der Droge angeregt, die ansonsten für das Empfinden von Glück und Zufriedenheit da sind.
Während der Körper ansonsten nur geringe Mengen an Stoffen selbst produziert, die diese Rezeptoren anregen, ist es jetzt eine gewaltiger Ansturm, den das Gehirn so nicht mehr interpretieren kann. Schwindel, Übelkeit, Kreislaufprobleme sind die Folge.
Tritt dieses Phänomen jetzt häufiger auf, beginnt das Gehirn durch die Erzeugung weiterer Rezeptoren der Menge an falsch verstandenen Botenstoffen Herr zu werden.
Mit wachsendem Konsum werden weiter Rezeptoren aufgebaut, bis der Konsum keine Einschränkungen der Hirnaktivität mehr erzeugt.
Zu diesem Zeitpunkt wird der Zustand nach einer Zigarette als normal empfunden.
Nach einer halben bis einer Stunde wird das Nikotin wieder abgebaut.
Die jetzt unbelegten Rezeptoren sorgen für eine unfröhliche, gereizte Stimmung. Der Körper selbst ist nicht in der Lage ausreichend Botenstoffe zu erzeugen, um die Rezeptoren zu bedienen. Um also wieder Zufriedenheit zu erfahren benötigt der Körper erneut Nikotin. Die Sucht besteht.
Wenn die Droge nun abgesetzt wird - der Rauchstopp beginnt - reagiert der Körper erst einmal mit physischen Begleiterscheinungen:
Der Kreislauf schwankt mit den zugehörigen Symptomen wie Schwindel und Übelkeit, man erfährt Schweißausbrüche, eine innere Unruhe macht sich breit.
Schlaflosigkeit ist oftmal ebenfalls ein Symptom.
Diese rein physischen Entzugserscheinungen -die in unterschiedlicher Stärke auftreten oder auch ganz ausbleiben können- klingen nach wenigen (idR. 6) Tagen ab.
Darüber hinaus gibt es noch zwei Entzugsprobleme, die oft als psychischer Entzug zusammengefasst werden:
1. Die Stimmungsproblematik:
Durch die unbesetzten Rezeptoren wird nach wie vor eine unzufriedene, zT. aggressive Stimmung hervorgerufen. Diese Problematik kann durch Hilfsmittel bekämpft werden, wobei es nikotinhaltige, ersatzdrogenhaltige und den Körper zur Erzeugung von Botenstoffen anregende Mittel gibt.
Die Nikotinhaltigen Mittel bekämpfen zusätzlich die physischen Symptome, sind in soweit und durch den dem Köper vertrauten Wirkstoff recht gut geeignet, haben aber oftmals Schwächen sowohl in der Dosierungsfähigkeit, Wirkgeschwindigkeit und der Nähe zur alten Sucht.
Ersatzdrogen (zB. Johanniskraut) können selbst die Rezeptoren anregen; bei ausreichender Wirkung besteht die Gefahr der Suchterzeugung auf anderer Ebene. Die Problematik der überschüssigen Rezeptoren bleibt bestehen.
Die den Körper anregenden Mittel (Capsaicin - Chilis, Zucker, Kakao, oder auch Sport) wirken in unterschiedlicher Intensität, haben jedoch idR. den Vorteil, dass der Körper sich kurzfristig zu einer erneuten Gabe veranlassen lässt, die nicht übermässig jenseits des vertrauten Levels ist. Die überschüssigen Rezeptoren werden weiter abgebaut.
Eine Sonderform kann hier übermässiger Sport einnehmen:
Der bis an seine Grenzen belastete Körper erzeugt Endorphine in solcher Menge, dass nicht nur ein aktueller "Schmacht" bekämpft wird, sondern für bis zu etwa 36 Stunden vehindert wird.
Die stark ausgelasteten Rezeptoren werden hier nicht abgebaut - es wird mehr oder weniger eine Anhängigkeit vom Sport erzeugt.
2. Der Habitus
Oft hat man verschiedene Situationen fest mit dem Rauchen verankert. Das kann eine Zigarette nach dem Essen oder zum Kaffee sein.
Genau wie beim Pawlowschen Hund setzt nun der Suchtdruck ein, sobald Kaffee getrunken wird. Hierfür gibt es im Wesentlichen 2 Methoden zum Bekämpfen; entweder werden die Rituale umprogrammiert, also Kaffe durch Tee oder Cappucchino ersetzt, oder aber man erfüllt das Ritual mit etwas Suchtfernem, wie Nikotinfreien Kräuteretten oder auch Süssigkeiten. Da bei dem Ersatzritual keine Befriedigung der Rezeptoren erfolgt verliert es auch an Suchtreiz.
Im weiteren Verlauf des Entzugs kommt es zu Phasen, in denen das Gehirn überschüssige Rezeptoren abbaut (was bei Erreichen der ursprünglichen Anzahl aufhört). Diese Phasen sind durch stark aggressiv-depressive Schübe erkennbar, die oft recht feste Zeitschemata erfüllen.
Der erste und heftigste Schub wird zwischen 18 und 23 Tagen, in rund 75% der Fälle genau am 21. Tag erreicht.
Meistens halten diese Schübe nur 3-4 Tage an.
Danach ist oft ein Nachlassen der Schmachtattacken sowohl von Dauer als auch von der Intensivität her verspürbar.
In diesen Phasen, wie auch während der ersten Tage, ist ein wirklich klares Denken oft nicht möglich. Ersatzbeschäftigungen sind das gebotene Hilfsmittel.
Die Zeitpunkte der Schübe werden durch Ersatzmittel, die sich auf die Rezeptoren auswirken mit beeinflusst; Ersatznikotin wirkt sich durch verzögern aus, das wegen der Komplexität des Themas nicht erwähnte Vareniciclin (Champix) geht bei Absetzen direkt in eine der "drei-Wochen-Depri" entsprechende Phase über.
Zusätzlich zum Nikotin findet sich im Tabak auch das noch wenig erforschte Nornikotin, dass sich in der Leber ablagert und dort lange Zeit verbleibt. Beim Abbau dort wird ein dem Nikotinrausch ähnlicher Zustand erreicht, der oftmals aufgrund des unerwarteten Zeitpunktes den Entzug stark gefährdet.
Abgebaut wird es anscheinend ebenfalls zu recht fixen Terminen: 3, 6 und 9 Monate nach dem Rauchstopp.
Ein ausführlicherer Text hierzu:
http://sarah-tscholl.suite101.de/rauchstopp---warum-die-schmacht-nach-3-monaten-nochmal-akut-wird-a123004#ixzz1lnPydVP0
Beginnen wir mit der Entstehung der Sucht.
Der nicht an Nikotin gewöhnte Körper wird das erste mal mit der Droge konfrontiert.
Im Gehirn werden bestimmte Rezeptoren von der Droge angeregt, die ansonsten für das Empfinden von Glück und Zufriedenheit da sind.
Während der Körper ansonsten nur geringe Mengen an Stoffen selbst produziert, die diese Rezeptoren anregen, ist es jetzt eine gewaltiger Ansturm, den das Gehirn so nicht mehr interpretieren kann. Schwindel, Übelkeit, Kreislaufprobleme sind die Folge.
Tritt dieses Phänomen jetzt häufiger auf, beginnt das Gehirn durch die Erzeugung weiterer Rezeptoren der Menge an falsch verstandenen Botenstoffen Herr zu werden.
Mit wachsendem Konsum werden weiter Rezeptoren aufgebaut, bis der Konsum keine Einschränkungen der Hirnaktivität mehr erzeugt.
Zu diesem Zeitpunkt wird der Zustand nach einer Zigarette als normal empfunden.
Nach einer halben bis einer Stunde wird das Nikotin wieder abgebaut.
Die jetzt unbelegten Rezeptoren sorgen für eine unfröhliche, gereizte Stimmung. Der Körper selbst ist nicht in der Lage ausreichend Botenstoffe zu erzeugen, um die Rezeptoren zu bedienen. Um also wieder Zufriedenheit zu erfahren benötigt der Körper erneut Nikotin. Die Sucht besteht.
Wenn die Droge nun abgesetzt wird - der Rauchstopp beginnt - reagiert der Körper erst einmal mit physischen Begleiterscheinungen:
Der Kreislauf schwankt mit den zugehörigen Symptomen wie Schwindel und Übelkeit, man erfährt Schweißausbrüche, eine innere Unruhe macht sich breit.
Schlaflosigkeit ist oftmal ebenfalls ein Symptom.
Diese rein physischen Entzugserscheinungen -die in unterschiedlicher Stärke auftreten oder auch ganz ausbleiben können- klingen nach wenigen (idR. 6) Tagen ab.
Darüber hinaus gibt es noch zwei Entzugsprobleme, die oft als psychischer Entzug zusammengefasst werden:
1. Die Stimmungsproblematik:
Durch die unbesetzten Rezeptoren wird nach wie vor eine unzufriedene, zT. aggressive Stimmung hervorgerufen. Diese Problematik kann durch Hilfsmittel bekämpft werden, wobei es nikotinhaltige, ersatzdrogenhaltige und den Körper zur Erzeugung von Botenstoffen anregende Mittel gibt.
Die Nikotinhaltigen Mittel bekämpfen zusätzlich die physischen Symptome, sind in soweit und durch den dem Köper vertrauten Wirkstoff recht gut geeignet, haben aber oftmals Schwächen sowohl in der Dosierungsfähigkeit, Wirkgeschwindigkeit und der Nähe zur alten Sucht.
Ersatzdrogen (zB. Johanniskraut) können selbst die Rezeptoren anregen; bei ausreichender Wirkung besteht die Gefahr der Suchterzeugung auf anderer Ebene. Die Problematik der überschüssigen Rezeptoren bleibt bestehen.
Die den Körper anregenden Mittel (Capsaicin - Chilis, Zucker, Kakao, oder auch Sport) wirken in unterschiedlicher Intensität, haben jedoch idR. den Vorteil, dass der Körper sich kurzfristig zu einer erneuten Gabe veranlassen lässt, die nicht übermässig jenseits des vertrauten Levels ist. Die überschüssigen Rezeptoren werden weiter abgebaut.
Eine Sonderform kann hier übermässiger Sport einnehmen:
Der bis an seine Grenzen belastete Körper erzeugt Endorphine in solcher Menge, dass nicht nur ein aktueller "Schmacht" bekämpft wird, sondern für bis zu etwa 36 Stunden vehindert wird.
Die stark ausgelasteten Rezeptoren werden hier nicht abgebaut - es wird mehr oder weniger eine Anhängigkeit vom Sport erzeugt.
2. Der Habitus
Oft hat man verschiedene Situationen fest mit dem Rauchen verankert. Das kann eine Zigarette nach dem Essen oder zum Kaffee sein.
Genau wie beim Pawlowschen Hund setzt nun der Suchtdruck ein, sobald Kaffee getrunken wird. Hierfür gibt es im Wesentlichen 2 Methoden zum Bekämpfen; entweder werden die Rituale umprogrammiert, also Kaffe durch Tee oder Cappucchino ersetzt, oder aber man erfüllt das Ritual mit etwas Suchtfernem, wie Nikotinfreien Kräuteretten oder auch Süssigkeiten. Da bei dem Ersatzritual keine Befriedigung der Rezeptoren erfolgt verliert es auch an Suchtreiz.
Im weiteren Verlauf des Entzugs kommt es zu Phasen, in denen das Gehirn überschüssige Rezeptoren abbaut (was bei Erreichen der ursprünglichen Anzahl aufhört). Diese Phasen sind durch stark aggressiv-depressive Schübe erkennbar, die oft recht feste Zeitschemata erfüllen.
Der erste und heftigste Schub wird zwischen 18 und 23 Tagen, in rund 75% der Fälle genau am 21. Tag erreicht.
Meistens halten diese Schübe nur 3-4 Tage an.
Danach ist oft ein Nachlassen der Schmachtattacken sowohl von Dauer als auch von der Intensivität her verspürbar.
In diesen Phasen, wie auch während der ersten Tage, ist ein wirklich klares Denken oft nicht möglich. Ersatzbeschäftigungen sind das gebotene Hilfsmittel.
Die Zeitpunkte der Schübe werden durch Ersatzmittel, die sich auf die Rezeptoren auswirken mit beeinflusst; Ersatznikotin wirkt sich durch verzögern aus, das wegen der Komplexität des Themas nicht erwähnte Vareniciclin (Champix) geht bei Absetzen direkt in eine der "drei-Wochen-Depri" entsprechende Phase über.
Zusätzlich zum Nikotin findet sich im Tabak auch das noch wenig erforschte Nornikotin, dass sich in der Leber ablagert und dort lange Zeit verbleibt. Beim Abbau dort wird ein dem Nikotinrausch ähnlicher Zustand erreicht, der oftmals aufgrund des unerwarteten Zeitpunktes den Entzug stark gefährdet.
Abgebaut wird es anscheinend ebenfalls zu recht fixen Terminen: 3, 6 und 9 Monate nach dem Rauchstopp.
Ein ausführlicherer Text hierzu:
http://sarah-tscholl.suite101.de/rauchstopp---warum-die-schmacht-nach-3-monaten-nochmal-akut-wird-a123004#ixzz1lnPydVP0