Liebes Tagesbuch,
Wie mein Titel schon vermuten lässt, bist du der die Dokumentation und Chronisierung meiner Freiheit in einer Welt von Sklaven.
Zumindest hoffe ich, dass ich bald von Freiheit reden kann. Du sollst wissen; Ich bin stolz, dich erstellt zu haben.
Und eine Memo an mein zukünftiges Ich: Lach mich bloß nicht aus du Penner
Weder für die Tatsache, dass ich überhaupt erst
von Aufhören reden kann, noch für den Fall, dass es eventuell eines zweiten Versuches bedarf. (PS. Wenn es Zeitmaschinen gibt:
Was hast du studiert und wie viel verdienst du?^^).
Zur Sache:
08.09.2012 00:18
Es war auszuhalten. Ich konnte mich besser auf den Unterricht konzentrieren als sonst, und ich glaube, dass es am Nicht-Rauchen liegt.
Das bedeutet wohl, dass sich mein Hormonhaushalt und der Hunger meiner Rezeptoren stabilisieren.
Jedoch verwirrt mich, warum ich den Tag über noch immer zeitweise so stark ambivalent gewesen bin.
Ich will ganz sicher nicht rauchen, um der Wahrung meiner Freiheit und meiner Selbstachtung Willen aus dem tiefsten Inneren
und doch denk ich zeitweise so viel ans Rauchen wie zu Raucherzeiten nicht.
Als ich auf dem Rückweg von der Schule im Bus saß und mich die Lust auf ne Kippe überkam, hab ich mal versucht,
mir vorzustellen, ich wäre noch Raucher und hätte meine Kippen und mein Feuer in unmittelbarer Nähe.
Wie erhofft wurde das Verlangen weniger, was wieder mal vermutlich Beweist; mein Hirn spielt mir einen Streich.
Alles wird wohl kostbar und unentbehrlich, wenn man es nicht haben darf. Ich bin das Baby, dass nach dem Ball giert, der eine Minute vorher unbeachtet in der Ecke lag.
Nicht gerade das, was ich sein will und somit auch leicht zu unterdrücken und zu verwerfen.
Was mich aber am meisten beunruhigt ist, dass das Rauchen in meinen Augen plötzlich einen neuen sozialen Reiz bekommt und in ein nettes Etablissement mit sich trägt.
Das bild vom gutaussehenden Gentlemen mit der Kippe oder Zigarre im Mund. Das Bild vom rustikalen Patriarchen, der Qualm inhalieren kann ohne zu husten,
die stilvolle Idylle des blauen Rauchs im Licht und das gute Gefühl, sich konsumtechnisch zu belohnen, ohne sich zu berauschen.
Tagebuch, schon an meinen Formulierungen hast du vielleicht bemerkt, wie unglaublich mein Hirn idealisieren und verschönern kann, wenn es Schiss hat, etwas auf ewig missen zu müssen.
Ich habe heute und die letzen Tage heimlich auf Raucher geachtet. Auf ihr Profil, ihr Auftreten, Stereotypen und ihr Verhalten in rauchfreien Räumen.
Meine idiotische Illusion im letzen Absatz ist, Gott sei dank, verflogen.
Ich hab beobachtet, wie sie stinken, spucken, rotzen, sich vollaschen, trinken und essen müssen um den Geschmack zu vertreiben und im Unterricht
den Kugelschreiber zu Tode fummeln, mit der Hand auf den Tisch klopfen oder mit dem Bein wackeln, auf der Treppe in den 3. Stock abkacken, husten,
oder zu spät zum Unterricht kommen, weil sie rauchen mussten.
Wenn ich 4 Tage zurückdenke:
Der Gedanke vor dem Leistungs-Kurs Unterricht nicht mindestens eine zu rauchen und vor einer Klausur villeicht zwei zu rauchen
und dann immer etwas zu trinken oder zu essen zur Hand zu haben, um den Geschmack und Geruch im Hals zu vertreiben, hat mich nicht wenig beunruhigt und ich war überzeugt,
dass ich mich andernfalls nicht konzentrieren könnte oder nicht die volle Leistung bringen könnte.
Eigentlich bin ich dumm, überhaupt jemals und die letzen tage zeitweise so getan zu haben, als wäre Rauchen ein Mittel zum Genuss.
Es ist ein Mittel, das dessen Konsumenten BRAUCHEN, um sich zu konzentrieren und ihre elementarsten Verantwortungen zu erledigen.
Warum hab ich nicht gleich Pepp gezogen, das hätte meiner Konzentration und Kondition wohl mehr geholfen.
Ich bin heil froh, dass ich aufgehört habe, und wünsch mir die Vernunft, Kraft bedarf es nicht, um diesen Zustand aufrecht zu erhalten.
machs jut